Evangelische Räte - Gelübde weltlich gelebt

"Die so genannte andere Lebensform im Säkularinstitut – die nicht mönchische – wird auch auf dem wichtigen Gebiet der Gelübde ihren besonderen Ausdruck finden", so wie es P. Dr. Franz Wehrl OSFS dargestellt hat.
Ausführlichere Informationen zu den einzelnen Gelübden finden Sie unter:

Einleitung

"Gelübde – weltlich gelebt" ist ein wichtiges Thema, denn es berührt den Kern unserer Berufung zum SI. Ich bin der Meinung, dass gerade dieses Thema zu den wichtigsten Punkten unserer Erst-Formation (in der Kandidatur) sowie unserer Weiterbildung zählt.
Stellen wir eine These an den Anfang: Das dem SI eigentümliche weltliche Element soll auch in den Gelübden zum Ausdruck kommen; so oder ähnlich formulierte es Pius XII. in der Enzyklika "Primo feliciter", er sagte: "In allen Dingen" – also auch in den Gelübden – soll der besondere Welt-Charakter des SI Beachtung finden. Dabei darf nicht von einem Kompromiss gesprochen werden, unsere Gelübde im SI sind nicht weniger radikal und grundsätzlich, aber die so genannte andere Lebensform im SI, die nicht-mönchische, wird auch auf diesem wichtigen Gebiet der Gelübde ihren besonderen Ausdruck finden.

Das Thema im Einzelnen

Die drei Evangelischen Räte sind für alle da. Es ist uns nur weitgehend verloren gegangen, dass jeder Christ sich diesen Rat zu eigen machen kann. Leider findet sich in der kirchlichen Verkündigung von heute kaum mehr ein Hinweis auf dieses Thema ... Die Evangelischen Räte sind für alle Christen da, weil sie vor allem der Weg sind, Jesus Christus "anzuziehen" (wie Paulus schreibt), d. h. unser Leben bewusst dem Seinen anzugleichen und Seine Gesinnung im Laufe des Lebens zu gewinnen: "Bilde mein Herz nach deinem Herzen", "seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist". Wir wollen arm, gehorsam (ehelos) sein wie ER. Diese Paulinische Theologie ist die Primär-Motivation, ohne die Gelübde nicht verstanden, geschweige denn gelebt werden könnten.

Franz von Sales und die Evangelischen Räte

Die Evangelischen Räte sind bei Franz von Sales in der Philothea, Kap. 3, 11-16 näher beschrieben (und wie wir alle wissen, die Philothea ist für Laienchristen geschrieben). Franz von Sales misst den Evangelischen Räten große Bedeutung zu, doch mit dem Vorbehalt, dass er sagt: "Vollkommen macht uns allein die Liebe (Kor. 13). Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam sind nach ihm jedoch die drei großen Mittel, um zur Vollkommenheit zu gelangen: Die Gelübde, so schreibt er einmal, sind die drei Arme des geistlichen Kreuzes, alle drei stehen aber auf dem Stamm der Demut.